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Description

Die vorliegende Karte von Unterkärnten bildet das Gebiet zwischen dem Burger Kreis (Norden), dem Marburger Kreis (Osten), dem Laibacher Kreis (Süden) und dem Villacher Kreis (Westen) ab. Die Stadt Klagenfurt befindet sich im linken unteren Bereich. Die Karte wird durch ein Koordinatenband sowie eine zeitgenössisch typische, schlichte Rahmung aus klassizistisch-vegetabilen Formen eingefasst.

 

In drei Kartuschen befinden sich der Titel der Karte mit Angabe der an der Produktion beteiligten Künstler und Verleger, eine Legende mit Maßstab, der Aufschlüsselung der Symbole für Städte und Märkte sowie Straßen und Grenzen und eine ausführliche Beschreibung des Klagenfurter Kreises, seiner Einwohnerzahl (Stand 1788), seiner Sprachen, Religion, Vegetation und Industrie. Die dritte Kartusche rechts listet detailliert die Namen sämtlicher Städte, Märkte, Pfarren, Stifte, Lutherischer Bethäuser, Berg- und Stahlwerke und mineralischer Gewässer auf.

 

Die vorliegende Karte gehört zu einer 12 Blätter umfassenden Kartenserie, dem sogenannten „Atlas von Innerösterreich“, die erstmals zwischen 1789 und 1797 bei Franz Xaver Miller in Graz herausgegeben wurde. Die Karte basiert auf einer Vorlage von Joseph Karl Kindermann (1744-1801) und wurde von Christoph Junker in Wien gestochen. Nach Dörflinger handelt es sich bei dem Atlas Kindermanns und Millers um das – nach Peter Anichs und Blasius Huebers Atlas Tyrolensis (1774) – bedeutendste regionale Katenwerk aus der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts in Österreich (Dörflinger 1984, S. 110).

 

Der Kartograph Joseph Karl Kindermann war ab 1774 bei seiner Familie in der Steiermark ansässig. Zuvor war der in Österreich geborene Kartograph für die Niederländische Ostindien Kompanie in Südafrika als Sekretär des dortigen Gouverneurs J. van Plettenberg tätig (ab 1768). Nach seiner Rückkehr nach Europa betätigte sich Kindermann weiter wissenschaftlich auf dem Gebiet der Geographie und Kartographie. Hier sind v.a. sein erstes Werk Geographischer Abriß des Herzogtum Steyermark (Graz 1779) zu nennen sowie das 12 Blätter umfassende Kartenwerk Die Provinz Inner-Österreich (Graz 1789-97), aus dessen zweiter Auflage das vorliegende Blatt stammt.

 

Bei dem Kartenwerk, auch Atlas von Innerösterreich genannt, handelt es sich um eine lose Kartensammlung ohne eigenes Titelblatt. Einzig das Widmungsexemplar an Kaiser Franz II. in der Österreichischen Nationalbibliothek (ÖNB, FKB 280-11) ist mit einem handschriftlich verfassten Titelblatt versehen, das über die Unternehmung des Verlegers Miller und sein nationales Anliegen Auskunft gibt: „Atlas von Innerösterreich. Auf Kosten des Franz Xaver Miller bürgerlichen Buchhändlers zu Graetz; als ein Beytrag zu den blühenden Künsten des Vaterlandes entworfen, und herausgegeben 1797.“ (Dörflinger 1995, S. 63).

 

Der Verleger Franz Xaver Miller hatte gute Verbindungen zu offiziellen Stellen, die Kindermann wertvolles Grundlagenmaterial für die Erstellung der Karten lieferten. In Millers Verlagsanzeige in der WZ vom 15.7.1789 ist namentlich ein „Ignaz Kunsti, k.k. Innerösterreichnis. Oberbaudirektor, Oberingenieur und Hydraulikus“ genannt, der „eben so mannigfaltige als wichtige Materialien zur Vervollkommnung des Werkes geliefert hat.“ (Dörflinger 1984, S. 111, Fußnote 6). Stecher der Karten war der in Wien tätige Christoph Junker, dessen Krankheit die Veröffentlichung der ersten Auflage über acht Jahre hinzog. Die erste Auflage der vorliegenden Karte von Unterkärnten und dem Klagenfurter Kreis erschien 1790.

 

Neben der systematischen und besonders detaillierten Erfassung des Gebiets, ist auch die stilistisch-technisch hochwertige Machart der Karte zu betonen. Für die Wiedergabe der Geländeverhältnisse wurde die Grundrissmanier gewählt, d.h. die Darstellung des Grunds mittels gewellter Schraffuren und Kreuzschraffuren für größere Erhebungen mit einer schrägen Beleuchtung von links oben, die die plastische Wirkung des Reliefs erhöht und damit die unmittelbare Lesbarkeit der einzelnen Landmarken. Auf eine Kolorierung der Karten wurde verzichtet, da die klassizistische Formensprache der Rahmungen und der exakte Stich Junkers nicht von Farbe überdeckt werden sollte.

 

Das hohe Ansehen des Atlas von Innerösterreich wird auch durch die Begegnung Kindermann mit Napoleon Bonaparte belegt. Dieser hatte Kindermann bei seinem Aufenthalt in Graz 1797 zu sich rufen lassen, da er den Mann kennenlernen wollte, der ihm durch seine Karten bei seinem Vorstoß durch Krain, Kärnten und die Steiermark so großen Nutzen gebracht hatte. Bei dieser Unterredung soll Bonaparte sehr erstaunt gewesen sein, „daß diese Karten nur die Frucht einer Privatunternehmung sey”, also ohne staatlichen Auftrag oder wenigstens Förderung zustande gekommen seien (Dörflinger 1984, S. 114).

 

Nach  dieser persönlichen Auszeichnung durch Napoleon wurde Kindermann im Land stark angefeindet und zog sich in der Folge aus der Öffentlichkeitsarbeit zurück, bis man ihn im Frühjahr 1801 nach Wien als Hauptredakteur für den „Atlas des Österreichischen Kaiserthums“ (Österreichischer Nationalatlas, 1805) berief. Bis zu seinem Tode im selben Jahr konnte er von diesem Atlas noch acht Karten realisieren (Böhmen, Mähren, Oberösterreich, Niederösterreich, Steiermark, Kärnten und Krain).

 

Die vorliegende Karte von Unterkärnten stammt aus der seltenen zweiten Auflage von Kindermann’s Atlas von Innerösterreich, erschienen 1809 in Graz.

 

Literatur: Johannes Dörflinger: Österreichische Karten des 18. Jahrhunderts, Wien 1984, S. 110-114. – Johannes Dörflinger: Atlantes Austriaci, Bd. 1-2 (Österreichische Atlanten 1561-1918), Wien 1995. S. 63.

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